Fronleichnam unter freiem Himmel

Mit Blick auf die regenverhangenen Wolken am Fronleichnamsmorgen war es ein Wagnis. Die Pfarrei St. Dionysius entschied sich dann aber doch, den Open-Air-Gottesdienst auf dem weitläufigen Gelände am Hünenborg-Denkmal zu feiern. Und der für das Wetter zuständige Apostel Petrus hatte ein Einsehen: Zwar zogen die Gläubigen mit Klappstühlen ausgestattet im Regen zu den Glockenklängen der Wadelheimer Thiekluse auf die Anhöhe und mussten auch in den ersten zehn Minuten des Gottesdienstes die Regenschirme noch aufspannen. Dann hörte der leichte Landregen aber auf und am Ende kam sogar noch die Sonne heraus.

 

„Ich freue mich, Sie alle wiederzusehen“, hatte Pfarrer Thomas Lemanski zu Beginn des Gottesdienstes den rund 250 erschienenen Gläubigen zugerufen. Nachdem im Zuge der Corona-Pandemie wochenlang überhaupt keine öffentlichen Messen möglich waren und diese auch nach den ersten Lockerungen nur unter strengen Hygienegeboten gefeiert werden durften, bot die Veranstaltung unter freiem Himmel vielen erstmalig wieder die Gelegenheit, gemeinsam eine heilige Messe zu feiern.

Und die fiel dem Feiertag Fronleichnam angemessen sehr feierlich aus. So viel Weihrauch war selten. „Unsere Küsterin hat heute rund 30 Kohlen aufgelegt – das ist Rekord“, scherzte Lemanski am Ende des Gottesdienstes.

 

In seiner Predigt hatte er sich kritisch mit dem Begriff der „Systemrelevanz“ auseinandergesetzt, der in der Coronazeit sehr häufig benutzt worden war. „Wenn man einem Menschen zuschreibt, er sei systemrelevant, dann heißt das ja, dass andere es nicht sind“, sagte Lemanski und stellte diese Kategorisierung aus christlicher Sicht in Frage. Ein System, in dem ein Mensch nicht wichtig sei, müsse überdacht werden. Das Fronleichnamsfest sei eine wichtige Gelegenheit, eine große Gemeinschaft zu halten. „Und in dieser lässt Gott uns niemals fallen“, betonte der Pfarrer, „für ihn sind wir alle relevant!“

 

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